Branchenspezifische Standardsoftware – was ist das? (Teil 1)

Branchenspezifische  Standardsoftware – was ist das? (Teil 1)

Für sehr viele Branchen gibt es eine Vielzahl von standardisierten branchenspezifischen Softwarelösungen. Mal sind es nationale, aber vielfach eben auch internationale Produkte. Je größer die eigene Branche und je flexibler man selbst ist, um so breiter wird die Auswahl sein.

Was ist aber eine branchenspezifische Standardsoftware?

MS-Office zum Beispiel ist, die wohl bekannteste allgemeine Standardsoftware in der Welt. Von ihr zu unterscheiden sind Lösungen, die konkret eine Branche oder ein Branchensegment ansprechen. In meinem Blog ist dies natürlich der Markt für das Management von Alternativen Assets und im Speziellen das Segment Private Equity. Auf die branchenspezifischen Lösungen bin ich in meinem Artikel: Software Suiten für das Fonds- und Beteiligungsmanagement und ihre Anbieter bereits näher eingegangen.

Ein sehr beliebter Begriff ist die “Out-of-the-box“-Lösung. Auf diesen Zug springen die Softwareanbieter daher gerne auf. Sie nutzen Teile ihrer Tools und legen eine Musterkonfiguration darüber. Diese ist mit ein klein wenig Aufwand direkt funktionsfähig und kann mit sehr viel Wohlwollen als  “Out-of-the-box“-Lösung bezeichnet werden.

Schnell wird dem Anwender aber klar, dass es ohne einen gewissen Grad an Individualisierung dann wohl doch nicht geht.

Warum ist bei einer branchenspezifischen Standardsoftware in der Regel eine Anpassung erforderlich?

Die meisten Entwicklungen basieren auf der Anwendung für einen ersten Pilotkunden. Leider ist die Welt aber nicht so einfach und schon der nächste Kunde sieht sie mit ganz anderen Augen. Nach und nach wird so ein Set an Modulen  und Lösungen erarbeitet. Stellt der Entwickler es geschickt an, so kann er bereits in einem sehr frühen Stadium die Software über einzelne Parameter zügig an die Wünsche der neuen Kunden anpassen. Weitere Releases und neue Kunden lassen das Werk wachsen und gedeihen. Geschick, Qualität und Vision, um nur einige Eigenschaften zu nennen, stärken die Position des Anbieters am Markt.

KundenweltDurch eine Vielzahl von Projekten glaubt der Softwareanbieter immer wieder der komplexen Welt seiner Kunden auf die Spur gekommen zu sein. Aus den verschiedenen Welten, wie in der obigen Grafik dargestellt, kreiert er in seiner Lösung eine „ideale“ Welt = Branchenstandard.

Formalisierte Welt des Kunden in der StandardsoftwareMit dieser Software tritt er künftig am Markt an und versucht neue Kunden von seiner Lösung zu überzeugen. 

 GAP-Analyse bei der Standardsoftware

Die Wertung des Produktes erfolgt durch eine mehr oder weniger formelle Analyse der vorhanden oder nicht vorhandenen Funktionen. Ich unterscheide hier zwischen den nicht vorhandenen Funktionen (negativ gaps) und den für den speziellen Kunden überflüssigen Funktionen (positiv gaps). Ich weiß, eine positive Lücke, ist hier vielleicht nicht der ideale Begriff. Es stellt sich aber die Frage aus welchem Blickwinkel man den Vorgang betrachtet. Eigentlich legen wir ja die Standardsoftware als Schablone über die definierte Welt des Kunden. Im Anschluss suchen wir die Abweichungen. Klassifiziert der Kunde ein vorhandenes Feature in der Standardsoftware, als unnötig oder unbrauchbar, dann stellt dies auf Seiten des Anbieters wiederum eine Lücke im Angebot dar.

Die in der obigen Grafik zugrunde gelegte Kundenwelt weicht in einigen Teilen deutlich von der Schablone „Standardsoftware“ ab. Ich hab in der Grafik nur jeweils ein positives und ein negatives „Gap“ eingezeichnet. In Wirklichkeit sind es mehr. In diesem Beispielfall kann es aber auch sein, dass der Kunde Teile seiner Schaffenswelt bereits im Vorfeld ausgeklammert hatte.

Diese GAP-Analyse kann selbst bei einem Zuviel dazu führen, dass der Kunde das Produkt als unbrauchbar, da überdimensioniert (oversized), einstuft. Aus den identifizierten Lücken gewinnt der Anbieter immer wieder neue  Erkenntnisse. Sein Ziel ist es zu verkaufen. Er muss sich daher etwas einfallen lassen. Eine Möglichkeit ist es, dass Produkt modularer zu gestalten. Er wird daher nach un nach neue Features entwickeln, die er entweder direkt ins Produkt integriert oder aber als Module anbietet. Diese Module lassen sich meist mehr oder weniger problemlos an- und ausschalten.

Standardsoftware mit Modulen

Demnächst geht es weiter mit Teil 2: Branchenspezifische  Standardsoftware – was ist das? (Teil 2). Dieser Beitrag ist geplant für den 23. September 2013. Angesprochen werden sollen, die Bestandteile einer branchenspezifischen Standardsoftware und die Frage Standardsoftware gegen Individualsoftware.

 

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