Typische Geschäftsvorgänge zwischen Fonds und ihren Investoren – Teil 3.2 – Contribution

Typische Geschäftsvorgänge zwischen Fonds und ihren Investoren – Teil 3.2 – Contribution 

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Aus Gründen der Übersichtlichkeit habe ich diesen Beitragsteil gesplittet. Im Teilbeitrag 3.1 hatte ich ein Rechenbeispiel gebracht und die Grundzüge der Contribution und des Capital Call erläutert. Weiter geht’s.

Rechengröße

In Zusammenhang mit der Contribution möchte ich folgende Rechengrößen anführen:

  • Fondsvolumen,
    welche sich aus der Summe aller einzelnen Commitments der Investoren ergibt und hier die Grundlage für die prozentuale Beteiligung eines Investors am Fonds ist.
  • Fondsanteil in %,
    der dem Anteil eines Investors am Fondsvolumen zu einem bestimmten Stichtag entspricht. Dieser Anteil kann sich über die Laufzeit durchaus verändern.
  • Remaining Commitment (verbleibende Verpflichtung),
    wird ermittelt aus dem Commitment des Investors, abzüglich aller gemäß des Vertrages auf das Commitment anzurechnender Einzahlungen in den Fonds. Die Summierung des Remaining Commitments aller Einzelinvestoren ergibt das Remaining Commitment für den Fonds. Dieses Remaining Commitment ist gleichzeitig der Betrag, der für künftige Contributions verbleibt.
  • Capital Call (Kapitalabruf),
    ist der Betrag, den eine KVG per Call Letter von ihren Investors anfordert. Sofern der Investor außerhalb des vereinbarten Commitments keine weiteren Verpflichtungen übernommen hat, ist das Commitment der Höchstbetrag aller Capital Calls. Ob die Beträge investiert werden oder als Fees verwendet werden, sollte normalerweise im Call Letter angeführt werden. 

Bis auf den Capital Call hatte ich die Rechengrößen schon im Teilbeitrag Commitment aufgelistet. Hier habe ich noch Ergänzungen, die Contribution betreffend, eingefügt.  

Kennzahlen

In Zusammenhang mit dem Commitment werden häufig folgende Kennzahlen genutzt:

  • Paid-In Capital (PIC)
    Verhältnis von abgerufenenen Mitteln zu Commitment, kurz gesagt: Abrufrate. 
  • Residual Value to Paid-In (RVPI)

    Mit dieser Kennzahl wird das noch im Einsatz befindliche Kapital ins Verhältnis zur aktuellen Bewertung des Fondsvermögens gestellt. Diese Definition ist mir allerdings nicht genau genug. Ich würde hier zwischen Brutto- und Nettokapitaleinsatz unterscheiden.

    Der Bruttokapitaleinsatz würde alle Contributions (Gross Contributions) umfassen und der Nettokapitaleinsatz alle Contributions abzüglich der Fees (Net Contributions). Auf dem Level auf dem wir uns hier befinden würde ich den NAV des Fonds nehmen. Dieser setzt sich aus den darunterliegenden Bewertungen aller Investments und der im Fonds befindlichen freien Liquidität zusammen. Vom Kapitaleinsatz ziehe ich jeweils die Rückflüsse ohne Gewinnanteile ab. Damit stelle ich dann den aktuellen NAV dem aktuellen Kaspitaleinsatz der Investoren gegenüber. Die Formeln lauten:

    • Variante 1  (Bruttokapitaleinsatz):
      [Fund NAV] / ([Gross Contributions] ./. [Distribution without Gains])
    • Variante 2 (Nettokapitaleinsatz):
      [Fund NAV] / ([Net Contributions] ./. [Distribution without Gains])

Der RVPI beinhaltet somit die nicht realisierten Gewinne/ Verluste. Im Verhältnis Fonds zu Portfoliounternehmen, also eine Ebene darunter, wird die Formel angepasst. Der Fonds würde hier die aktuellen Bewertungen seiner Investments ins Verhältnis zum aktuell eingesetzten Kapital stellen. Der bereits zurückgezahlte Kapitalanteil bleibt außer Ansatz. Es handelt sich daher um den aktuellen Bettokapitaleinsatz des Fonds (current investments at net cost).Die von den Investoren getragenen Fees hat der Fonds nicht investiert und diese sind auch schon anderweitig abgeflossen, daher bleiben diese außen vor. Die ggf. im Fonds vorhandene Liquidität würde ebenfalls außer Acht bleiben. Daher hätten wir folgende Formel:

    • Variante 3 (Fonds zu Portfolio)
      [Sum of current valutions]/ [current investments at net cost]
  • Total Value to Paid-In (TVPI)

    Ganz kurz gesagt entspricht  der TVPI  dem Verhältnis aus aktueller Bewertung zuzüglich der Rückflüsse in Relation zum gesamten Kapitaleinsatz. Hier kann man dann wieder zwischen dem Brutto- und Nettokapitaleinsatz unterscheiden.

    Wir nehmen also die aktuelle Bewertung zuzüglich aller Rückflüsse, inklusive der realisierten Gewinne und setzen die Summe daraus ins Verhältnis zum eingesetzen Kapital. Mit den oben bereits erarbeiteten Varianten, hätten wir dann folgende Formeln: 

    • Variante 1  (Bruttokapitaleinsatz):
      ([Fund NAV] + [Total Distributions])[Gross Contributions]
    • Variante 2 (Nettokapitaleinsatz):
      ([Fund NAV] + [Total Distributions])/ [Net Contributions]
    • Variante 3 (Fonds zu Portfolio)
      ([Sum of current valutions] + [Total Distributions from Portfolio])/ [Total Contributions in Portfolio]

Während der RVPI mit den unrealisierten Gewinnen/ Verlusten arbeitet, kommen beim TVPI noch die realiserten Gewinne/ Verluste hinzu. 

Beispielrechnung

Aus dem Beispiel aus Teilbeitrag 3.1 lässt sich eine schöne Beispielrechnung mit den Bezugsgrößen und Kennzahlen aufstellen. Da wir noch keine Rückflüsse (Distributions) haben, lassen sich RVPI und TVPI noch nicht berechnen. Dies gilt natürlich auch für den IRR, der bisher noch nicht erwähnt wurde.

#BezeichnungTeilbeträgeSumme FondsI1I2I3
1Fondsvolumen/ Commitment120,040,040,040,0
2./. Contributions14,42,85,85,8
3dv. Kapital12,02,05,05,0
4dv. Fees2,40,80,80,8
5Remaining Commitment105,637,234,234,2
6Paid-in-Capital (PIC)12,0%7,0%14,5%14,5%

Alle Werte sind in Mio. EUR aufgeführt. Die Darstellung enthält eine Spalte für den Fonds und jeweils für die Investoren. Leider kann ich die Beträge nicht linksbündig ausrichten. Dadurch, dass der Investor (I1) sich nicht an allen Investments beteiligen kann, ergibt sich das Ungleichgewicht.  Mit der Kennzahl PIC wird das schnell deutlich. Normalerweise würde ich die Labels auf die Spalten verteilen und die Investoren auf die Zeilen. Hier im Blog ist die angewandte Methode übersichtlicher.

Einflussbereiche

  Matrix Business Cases und Einflussbereiche im Verhältnis Fonds zu Investoren

Gemäß meiner Matrix berührt der Business Case Contribution alle drei Bereiche.

Nachdem Commitment fließen hier erstmals Mittel. Mit dem Abruf und dem späteren Eingang der Mittel erhöht sich die Liquidität des Fonds. Wir haben einen Zugang auf dem Bankonto.

In die Buchhaltung kommt ebenfalls Bewegung. Ich greife hier auf den Standardkontenrahmen SKR 03 zurück. Diesen kannst Du Dir bei der Datev direkt anschauen. Wenn Du im SKR 03 zu den Kapitalkonten (Klasse 08) springst, dann findest Du dort die notwendigen Konten, welche da wären:

  • 0800 Gezeichnetes Kapital,
  • 0820-29 Ausstehende Einlagen auf das gezeichnete Kapital, nicht eingefordert,
  • 0830-38 Ausstehende Einlagen auf das gezeichnete Kapital, eingefordert und
  • 0840 Kapitalrücklage.

Mit dem Kapitalabruf kann ich eine entsprechende Umbuchung von Konto 0820 auf 0830 durchführen. Inklusive des Commitments hätte ich folgende Buchungen:

1. Commitment

  • 0820 an 0800

2. Abruf der Mittel

  • 0830 an 0820

3. Eingang der Mittel

  • 1200 an 0830

Das Konto 1200 ist das Bankkonto. Hätten wir den stufenweisen Abruf der Mittel nicht und die Mittel würden zeitgleich mit dem Commitment auf dem Bankkonto eingezahlt, dann würde der Buchungssatz lauten:

  • 1200 an 0800

Für alle die nicht mehr wissen, was ein Buchungssatz ist, man nennt das jetzt neudeutsch Posting!

Natürlich gibt es da noch weitere Buchungsvarianten. Ich habe z.B. auch die Kapitalrücklagen außen vor gelassen. Außerdem müsste die Management Fee noch als Ertrag gebucht werden.

Sobald Mittel fließen hat das eigentlich immer Einfluss auf die Performance, den dritten Bereich, den ich in der Beitragsreihe betrachten möchte. Es ist an dieser Stelle jedoch noch etwas zu früh, von Performance zu sprechen, da die Mittel gerade erst zugeflossen sind. Rückflüsse kann ich noch nicht erwarten. Allerdings fließt die Management Fee ab. Würde ich also eine Bewertung des Fonds durchführen, dann hätte ich zu aktuellen Zeitpunkt noch 12 Mio. EUR . Die Investoren haben gezahlt, 14 Mio. EUR.

Der Multiple beträgt damit 0,857 (12/ 14 Mio.), eine Berechnung des IRR macht keinen Sinn. 

Das Thema ist etwas umfangreicher. Ich hatte mich noch nicht mit  dem Reversal Call beschäftigt. Dies mache ich demnächst in Teil 3.3.

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