Venture Capital in Deutschland tritt auf der Stelle

(1) Nach dem  Platzen der Internet-Blase hat sich der Markt von seinem Tiefstand Ende 2002 nicht mehr nennenswert erholt. Das leichte Aufflackern in 2008 wurde durch die anhaltende Banken- und EURO-Krise im Keim erstickt.

Siehe hierzu Vorträge vom German.Venture.Day 2013 des Private Equity Forum NRW e.V.:

Vortag Dr. Michael Brandkamp vom HTGF
Vortrag Prof. Michael Schefczyk von der Technischen Universität Dresden

Keine der zahlreichen Versuche den Markt wieder zu beleben hat bisher gefruchtet. Solange einer Krise die nächste folgt, ist es sehr schwer Investoren für den sehr risikobehafteten Markt zu finden. Die immer umfangreicher werdenden Regularien für institutionelle Anleger und die deutsche Versicherungsmentalität tragen sicherlich ihren Teil dazu bei.

(2) Der deutsche Venture-Capital-Markt befindet sich mehr oder weniger ungewollt fest in staatlicher Hand. Ein Großteil der Finanzierungen läuft über KfW, High-Tech Gründerfonds oder landeseigene Beteiligungsgesellschaften. Gerade die kleineren Venture-Capital-Fonds tun sich enorm schwer beim Fundraising.

Haben wir hier de facto ein Marktversagen? Ich glaube nicht,  dass ein Marktversagen vorliegt. Die Teilnehmer finden einfach bessere Wege für ihre Kapitalanlage, weil das Risiko-Rendite-Verhältnis dort besser zu sein scheint. Inwiefern dies dann gesamtwirtschaftlich für den Technologiestandort Deutschland positiv ist, steht auf einer anderen Seite. Die langfristigen Folgen werden erst viel später sichtbar.

(3) Es besteht der Eindruck, dass die entstandene Anbieterlücke zum Teil durch Business Angel geschlossen werden konnte. Die neuen Zuschüsse könnten hier für weitere Belebung sorgen.

Das BMWi scheint das Wachstum des zarten Pflänzchens durch die neue Förderung unterstützen zu wollen. Es gibt Business Angels, die zahlenmäßig mehr Unternehmen finanzieren, wie mancher Venture-Capital-Fonds.

Ist dies der Ausweg zur Senkung der Staatsquote und können Business Angel wirklich den VC-Investor ersetzen?

Ich denke es ist eine wichtige ergänzende Maßnahmen, welche die Verbreiterung des Anbietermarktes unterstützt. Betrachtet man die Volumina in diesem Segment, dann wird auch dies auf Dauer zu wenig sein. ich hatte in meiner Laufbahn schon mit einer ganzen Reihe von Business Angeln und VC-Managern zu tun. Start-Up-Unternehmer sollten genau prüfen, wer zu ihnen passt. Bei Business Angeln sollten man das Motiv für das Engagement hinterfragen. Wenn das gelingt, kann man besser einschätzen, ob die Person zu einem passt. VC-Business ist People-Business. Aber bei Business Angels wiegt dieser Faktor m.E. noch stärker.

(4) Während Berlin jahrelang trotz erheblicher öffentlicher Bemühungen mehr oder weniger ein weißer Fleck in der VC-Landschaft war, hat die Spree-Metropole, Bayern und Baden-Württemberg mittlerweile den Rang abgelaufen. Noch vor einigen Jahren führte kein weg am Großraum München vorbei.

Was hat Berlin besser gemacht oder handelt es sich ohnehin nur um ein Strohfeuer auf ohnehin niedrigem Niveau? Ich habe aktuell keine Antwort darauf. Vielleicht hast Du hier mehr Erfahrung und kannst einen Kommentar dazu abgegeben. Ich recherchiere weiter.

(5) Was fehlt, um die Attraktivität des VC-Marktes zu steigern ?

Ich denke es sind die Exit-Kanäle! Leider ist dies aber auch der Punkt, an dem sich der Staat mit einer Förderung schwer tun wird. Die öffentliche Förderung zielt darauf ab, den Zielunternehmen entweder direkt oder indirekt stets frische Liquidität bereitzustellen. Die Verwendung von Fördergeldern für die Ablösung von Investoren ist eigentlich undenkbar. Aber genau das ist es auch, was den Markt beleben könnte. Wer hat schon Lust in Unternehmen zu investieren, wenn er genau weiß, dass er in absehbarer Zeit nicht mehr herauskommt?

Hinzu kommt eine in Deutschland weit verbreitete Neidkultur. Diese macht es für Investoren der ersten Stunde von vornherein nahezu unmöglich, vor allen anderen die Beteiligung zu veräußern. Im Gegenteil, meist werden Erstrunden Investoren für ihre Risikobereitschaft auch noch bestraft, in dem man sie gekonnt und sauber abserviert.

Was kann man hier tun, um für alle Seiten eine saubere Lösung zu finden?

Ich denke man braucht hier neue Wege der Förderung, die helfen, den Markt liquider zu machen. Wie soll das gehen? Ich kann Dir darauf momentan keine Antwort geben. Für mich sind es auf jeden Fall die Exit-Kanäle. Diesen Gedanken werde ich weiter verfolgen. Vielleicht hast Du andere interessante Ideen.

Anfang Juni werde ich einen Beitrag mit meinen Ideen hierzu einstellen. Ist erfolgt: Schaue hier!

 

 

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